Schüleraustausch: Die Gastfamilie

Das Leben in einer Gastfamilie verlangt vor allem eines: Ein wechselseitiges Geben und Nehmen! Du bist für eine gewisse Zeit ein Mitglied einer neuen Familienkonstellation und dies ist nicht nur für dich eine neue Situation, sondern auch für deine „Ersatzfamilie“. Vielleicht bekommst du neue Geschwister oder hast während deines Schüleraustausches zum ersten Mal welche. Eventuell bist du auch der erste Gastschüler, den deine Gastfamilie aufnimmt. Klar ist: Die Situation ist für alle neu und erfordert von allen Seiten Fingerspitzengefühl und eine gute Portion Geduld.

Einen Gastschüler aufnehmen: Was das für die Familie bedeutet

Freundlichkeit, Offenheit, Spaß und Interesse an anderen Kulturen gehören zu den Voraussetzungen, um eine Gastfamilie zu werden. Ein freies Bett und ein Platz am Esstisch sind dabei natürlich genauso selbstverständlich, wie dass die Kosten, die durch ein weiteres Familienmitglied entstehen, getragen werden können. Eine Aufwandsentschädigung gibt es nur in bestimmten Ländern. Es spielt keine Rolle, ob man verheiratet oder alleinerziehend ist, welches Alter die eigenen Kinder haben und ob man eher ländlich oder städtisch wohnt: Es zählt, ob man bereit ist, sich auf einen neuen Menschen einzulassen. Schwerwiegende Probleme und Konflikte in der Gastfamilie sollte es in der Gastfamilie nicht geben.

Durch den engen sprachlichen Austausch können sowohl Sie, als auch Ihr Sprachschüler profitieren – nicht selten baut sich eine enge Freundschaft auf. Nebenbei kann das eigene Familienleben durch ein weiteres Familienmitglied bereichert und auch aufgefrischt werden. Denn keine Art des Kennenlernens eines Menschen aus einer anderen Kultur ist so intensiv wie das Zusammenleben und das Teilen des Alltags.

Was braucht der Austauschschüler?

Eine Gastfamilie kann die internationale Verständigung des Gastschülers bedeutend fördern. Durch die herzliche Aufnahme in die Familie kann der Anfang in dem fremden Land vereinfacht werden. Gemeinsame Unternehmungen und auch ein Rückzugsraum sind wichtig, um einerseits enger zusammenzuwachsen und andererseits Raum zur Reflektion und zum Innehalten zu bieten, denn die neuen Erfahrungen mit Land, Kultur und Menschen sind für den Gastschüler herausfordernd. Ein eigenes Zimmer ist keine Voraussetzung – es kann auch mit einem Geschwisterkind geteilt werden. Trotzdem ist natürlich ein kleiner Rückzugsort sehr empfehlenswert. Ein simpler Tipp: Reden hilft! Fragen Sie lieber einmal zu viel, wenn Sie sich unsicher sind, was gut ist für das neue Familienmitglied oder die Gastfamilie ist. Nach einer Eingewöhnungszeit erledigen sich die meisten Fragen von selbst.

Gastfamilie in den USA: Unterschiede zu Deutschland

Es gibt einige Details, die gut zu wissen sind, wenn Du in einer Gastfamilie in den USA leben wirst. Deine Gastfamilie bekommt zum Beispiel keinerlei finanzielle Unterstützung dafür, dass sie dich aufnimmt, obwohl dein Aufenthalt ihnen Kosten verursachen wird. In der Regel sind US-Amerikaner sehr gastfreundlich – vielleicht manchmal sogar etwas „zu freundlich“, zumindest für dein Gefühl. Trotzdem ist es wichtig, dich auf die kulturellen Unterschiede einzulassen und offen zu bleiben. Es hilft, wenn du dich vorher etwas über den Lebensstil informierst und ein paar Erfahrungsberichte von ehemaligen Teilnehmern liest. Viele deutsche Austauschschüler berichten beispielsweise, dass ihre amerikanischen Gasteltern deutlich strenger waren als eigenen Eltern. So kannst du dich innerlich ein wenig auf das vorbereiten, was dich erwarten könnte.

Trotz aller Tendenzen: Die typische amerikanische Gastfamilie gibt es nicht. Sie kommen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen: Manche haben Kinder, andere sind alleinerziehend. Viele Gastfamilien leben in typisch amerikanischen Kleinstädten in eher ländlich geprägten Regionen. Übrigens: Es gibt einige Gastfamilien, die auch gerne zwei Austauschschüler unterschiedlicher Nationalitäten aufnehmen – stelle dich mental also auch auf so einen Fall ein.

Der Auswahlprozess

So wie auch du einen Bewerbungsprozess für deinen Schüleraustausch durchlaufen hast, wird auch Deine Gastfamilie von der Austauschorganisation überprüft. Sie checkt zum Beispiel, ob die Familie und du zusammenpassen und ob die örtliche High School beim Austauschprogramm mitmacht. Wenn dann die Wünsche der Gastfamilie mit deinem „Profil“ übereinstimmen, kann deine Reise losgehen. Weil das ein aufwändiger Prozess für die Organisationen ist, weißt du manchmal auch erst wenige Wochen vor deiner Ausreise, wer deine Gastfamilie sein wird und wo sie lebt.

Gastfamilie: So klappt die erste Kontaktaufnahme

Auf den Moment, wenn endlich die Gastfamilie mitgeteilt wird, fiebern viele Austauschschüler hin. Doch wie den ersten Kontakt aufnehmen? Manchmal musst du auch schon einen Brief schreiben, selbst wenn du deine Gastfamilie noch gar nicht kennst. Was also tun? Je nach dem mit wie viel Vorlauf du etwas über diene Gastfamilie erfahren wirst, kannst du einen Brief oder eine Mail schreiben. Darin kannst du etwas über dich, deine Familie, deine Herkunft oder deinen Wohnort und etwas über deine Zeit in der Schule und deine gewählten Fächer schreiben. Natürlich kannst du auch etwas über deine Hobbies und Interessen erzählen und ein paar Fotos einbauen, damit deine neue Familie einen ersten Eindruck von dir bekommt. Spannend für deine zukünftige Gastfamilie ist auch zu erfahren, auf was du dich im Besonderen freust oder gern in deinem Gastland machen würdest. Natürlich kannst du auch Fragen an deine Gastfamilie formulieren. Wenn du schon einen konkreten Kontakt hast, kannst auch einfach mal anzurufen oder einen Skype-Termin verabreden. Das kannst du aber auch in deinem Brief oder deiner E-Mail vorschlagen.

Achten solltest du unbedingt darauf, dass du mit Sorgfalt formulierst und möglichst wenig Fehler machst. Dabei solltest du aber keinen Fall, wie bei einem Schulaufsatz Vokabeln nachschlagen, weil das schnell etwas „gestelzt“ und unpersönlich klingen kann. Wichtig bei dem Brief ist, dass er Sympathie vermittelt. Wenn du dir noch nicht sicher bist, ob du duzen möchtest, kannst du auch einfach „Dear family“ schreiben. A propos Nervosität: Bei deiner Anreise wirst du bestimmt sehr aufgeregt sein. Wie wäre es, wenn du ein typisches Geschenk aus deiner Heimat mitnimmst und somit einen kleinen „Eisbrecher“ für den Moment des Ankommens in petto hast? Das schafft eine entspanntere Atmosphäre und es gibt gleich etwas Gesprächsstoff.

Wie gelingt die Eingewöhnung am besten?

Ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Familie und ein neues Umfeld – das ist zu Beginn viel Unbekanntes auf einmal! Wahrscheinlich kommst du dir in der ersten Zeit etwas verloren vor, aber das ist ganz normal. Was kannst du also tun? Am Anfang hilft es, dich nicht zurückzuziehen und Dinge mit dir selbst auszumachen, sondern offen zu sein für neue Leute, Aktivitäten und Ausflüge. Lenke dich ab und versuche in deinem neuen Zuhause anzukommen, denn dafür bist du ja ins Ausland gegangen. Wenn du hin und wieder Heimweh hast ist das vollkommen normal – zum Glück gibt es ja Smartphones und Internet sodass deine Heimat nie sehr weit weg ist. Und was kann die Gastfamilie tun? Vor allem, den Anfang erleichtern: Liebe, Verständnis und Ablenkung sind gute Strategien. Ein eigener Bereich im Haus kann zum Beispiel das Gefühl schaffen, zuhause zu sein. Wenn ihr eurem Gastschüler die Gegend zeigt und ihn ganz selbstverständlich in den Alltag der Familie aufnehmt, wird die Eingewöhnung viel leichter fallen.

Falls die Chemie nicht stimmt: Die Gastfamilie wechseln

Am Anfang braucht es etwas Zeit, sich zurecht zu finden und sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Für deine Zeit deines Austausches steht dir auch ein Ansprechpartner in deiner Organisation zur Seite. An diesen kannst du dich bei Problemen wenden. Versuche jedoch zunächst, Unstimmigkeiten in der Familie anzusprechen. So könnt ihr gemeinsam eine Lösung finden. Anders würdest du es zuhause ja auch nicht machen! Vielleicht hilft es dir auch, deine Familie in der Heimat um einen Rat zu bitten, wenn du mal nicht weiter weißt.

Wenn du dich allerdings in deiner Gastfamilie so richtig unwohl fühlst und es trotz aller Bemühungen kein gutes Zusammenleben gibt, besteht die Möglichkeit, die Gastfamilie zu wechseln. Manchmal wirbeln auch unvorhergesehene Ereignisse, die nichts mit dir zu tun haben, wie ein Todesfall in der Familie, ein Arbeitsplatzwechsel oder -verlust das Leben Deiner Gastfamilie durcheinander. Deine Austauschorganisation wird sich bemühen, dass der Wechsel im Einzugsbereich der bislang besuchten Schule stattfindet, damit die bisherigen Freundschaften nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. In jedem Fall gilt: Kommunizieren ist unabdingbar, du willst ja dein Auslandsjahr nicht nur „durchziehen“ und später daran mit einem mulmigen Bauchgefühl zurückdenken! Habe also keine übermäßige Angst, wenn du über einen Wechsel der Gastfamilie nachdenkst.

Der Gastfamilie danken

Die meisten Austauschschüler finden, dass die Zeit viel zu schnell verfliegt! Vielleicht freust du sich auch schon wieder auf deine Freunde und Familie in der Heimat. Die meisten Austauschschüler reisen mit einem lachenden und einem weinenden Auge ab, weil sie eine zweite Familie und neue Freunde zurücklassen. Dass es dir gut gefallen hat, sollte auch deine Gastfamilie spüren. Vergiss daher nicht, im Stress der letzten Tage einmal „Danke“ zu sagen. Das kannst du mit einem Dankesbrief, einem kleinen Geschenk oder auch einer gemeinsamen Aktion wie zum Beispiel, dass du für deine Gastfamilie kochst, tun. Lass deiner Kreativität freien Lauf: Ganz sicher hast du in der Zeit mit ihnen herausgefunden, was sie besonders mögen oder sich schon lange wünschen.